Kinder in einer Kita betreuen, im Krankentransport mitarbeiten, Menschen mit Behinderung unterstützen, in einem Krankenhaus oder in einer Senioreneinrichtung mithelfen. So vielfältig sind die Einsatzmöglichkeiten. Vor zehn Jahren – am 1. Juli 2011 – ging der Bundesfreiwilligendienst (BFD) an den Start. Das soziale Bildungsjahr wurde nach der Aussetzung der Wehrpflicht und dem damit verbundenen Ende des Zivildienstes geschaffen. „Für uns ist der Bundesfreiwilligendienst eine echte Erfolgsstory. Denn anders als beim Zivildienst können sich Männer und Frauen jeden Alters freiwillig sozial engagieren. Das passt zu 100 % zu den Grundsätzen des Roten Kreuzes“, erklärt Gerd Diesel, Vorstand des DRK-Landesverbandes Westfalen-Lippe.
Für dieses soziale Engagement haben sich seit der Einführung bundesweit fast 400.000 Menschen entschlossen. Allein beim DRK-Landesverband Westfalen-Lippe haben 2.000 Freiwillige einen BFD in einer der 180 Einsatzstellen absolviert. Beim DRK-Kreisverband Münster engagierten sich seit 2011 650 Freiwillige in 90 Einsatzstellen und beim Kreisverband Unna waren es seit 2011 450 Freiwillige in 15 verschiedenen Einsatzstellen.
Der Bundesfreiwilligendienst bietet ihnen die Chance, sich zu orientieren, neue Kompetenzen zu erwerben, Stärken auszubauen und bestehende einzubringen. Nicht wenige Freiwillige entscheiden sich nach ihrem Engagement für einen Beruf im sozialen Bereich: „Ich bin sehr froh, dass ich mich für einen Bundesfreiwilligendienst entschieden habe. Nachdem ich meinen BFD im Rettungsdienst des DRK-Kreisverbandes Münster absolviert habe, arbeite ich dort nun als Rettungssanitäterin“, berichtet Franziska Böcker. „Man wird sehr gut in die Arbeit eingebunden und entwickelt sich persönlich weiter“, ergänzt Timo Bußmann, der aktuell einen BFD in der Jugendhilfe Werne macht und durch den DRK-Kreisverband Unna betreut wird.
Ein besonderer Höhepunkte in der 10-jährigen Historie war die „Flüchtlingssituation“ 2015, als ein Sonderprogramm „BFD mit Flüchtlingsbezug" geschaffen wurde. Hierbei wurden neue Einsatzstellen, zum Beispiel in Notunterkünften, anerkannt. Zusätzlich sind auch neue Teilnehmende mit Fluchterfahrung – z.B. aus Syrien – hinzugekommen. Eine weitere wichtige Wegmarke war dann die immer noch aktuelle Corona-Krise, bei der neue Einsatzstellen und Arbeitsfelder für die BFD´ler*innen hinzugekommen sind (z.B. in Testzentren). „Die enge pädagogische Begleitung der Freiwilligen und der persönliche Kontakt zu ihnen sind uns sehr wichtig“, erläutert Andrea Schröder, Leiterin der Freiwilligendienste im Kreisverband Unna. „Da Präsenzveranstaltungen nicht möglich waren, wurden alle Seminare digitalisiert und den Freiwilligen somit ein Forum geboten, um sich auszutauschen“, berichtet Frauke Sabat, Leiterin der Freiwilligendienste im Kreisverband Münster, von den besonderen Herausforderungen in der Corona-Zeit.
„Die Bundesfreiwilligendienstleistenden leisten - sowohl beim Roten Kreuz als auch bei allen anderen Trägern – tolle Arbeit. Mit ihrem Engagement sind sie eine wichtige Stütze der sozialen Arbeit“, erklärt Gerd Diesel. Deshalb möchten sowohl Landesverband als auch die Kreisverbände Münster und Unna ihr Kontingent erhöhen, weitere Plätze anbieten und mehr Menschen für ein freiwilliges Engagement im Roten Kreuz begeistern. „Dafür muss aber die Anerkennung des freiwilligen Engagements ausgebaut werden – beispielsweise durch Vergünstigungen bei öffentlichen Angeboten, wie einem kostenlosen ÖPNV-Ticket – analog zum freiwilligen Engagement bei der Bundeswehr. Außerdem sollte das Taschengeld nicht auf Sozialleistungen angerechnet werden, damit sich auch Menschen im ALG2-Bezug im BFD engagieren können“, ergänzt Diesel.