Nach dem Meeting waren wir beide voller Tatendrang: Wir wollten jetzt unbedingt loslegen, nachdem wir in Vogelsang so ausführlich über unsere Pläne und die Zukunft des Projektes geredet hatten. Und auf einmal ging alles auch ganz schnell. Wir fingen an, die ersten Zeitzeug*innen anzurufen und führten die ersten Telefongespräche – und schwups hatten wir auf einmal die ersten Interviewtermine.
Ich sollte mit den Interviews der Zeitzeug*innen in meinem Wohnort - im DRK-Kreisverband Solingen- anfangen. Obwohl ich voller Motivation war, hatte ich irgendwie auch ein wenig Angst. Ich meine ja, es war nicht nur ein Interviewtermin, sondern auf einmal ganze fünf! Und ja, ich hatte wirklich Lust, endlich loszulegen - aber die Arbeit und gerade das Interviewen selber war noch komplett neu für mich. In der Theorie hatten wir mehr als einmal unsere Vorgehensweise besprochen und mehr als einmal sowohl über die Vorgespräche am Telefon als auch über die Interviews selbst geredet. Trotzdem waren die ersten Interviews nun einmal die ersten Interviews. Und es lief keineswegs alles perfekt. Amelie und ich hatten beide Probleme damit, im Telefonvorgespräch alle Informationen über die Zeitzeug*innen zu bekommen, die wir brauchten, um uns gut auf das Interview vorzubereiten. Denn für die Interviews mussten wir einen Fragenkatalog erstellen, für den wir schon vorab einen groben Abriss vom DRK-Leben unserer Zeitzeug*innen benötigten.
Amelie hatte direkt beim ersten Interview eine große Herausforderung, da sie die Zeitzeugin, mit der sie einen Interviewtermin hatte, nicht erreichen und sich deshalb kaum auf das Interview vorbereiten konnte. Und auch mein erstes Interview war gleich ein besonderes. Ich sollte nämlich ein Ehepaar interviewen, was bedeutete, dass ich an einem Tag gleich zwei Interviews hatte. Das war definitiv ein bisschen kompliziert. Amelie und mir fiel es schwer, uns keinen Kopf darum zu machen, dass das Audiogerät, mit dem wir die Interviews aufnehmen, auch uns aufnimmt. Das Wissen, dass jede komisch gestellte Frage und jeder Versprecher aufgezeichnet werden, macht einen nämlich teilweise echt ein wenig verrückt. Und ich denke jede*r weiß, dass sich die Zunge auf einmal viel schneller verknotet, wenn man sich unglaublich auf seine „Ähms“ und „Hmmms“ konzentriert.