Zum diesjährigen Münsteraner Rotkreuzgespräch zum humanitären Völkerrecht am Dienstagabend, 21. November 2023, begrüßte die Vizepräsidentin des DRK-Landesverbandes Westfalen-Lippe, Nilgün Özel, rund 50 Gäste im Freiherr-von-Vincke-Haus der Bezirksregierung Münster und noch einmal so viele, die über den Live-Stream teilnahmen.
Der stellvertretende Regierungspräsident Dr. Ansgar Scheipers verband seine Begrüßung zum „traditionellen Münsteraner Rotkreuzgespräch“ mit Blick auf das Thema des Abends mit einer Wertschätzung: „Wir können uns in der Friedenssicherung weltweit auf das Rote Kreuz verlassen.“
Referent der Veranstaltung war Colonel Dr. Wynand Korterink vom 1. Deutsch-Niederländischen Corps in Münster. Er beschrieb die Reichweite militärisch ausgetragener Konflikte: Die Auswirkungen von vermeintlich weit entfernt stattfindenden Kriegen würden die Menschen in Deutschland jeden Tag spüren, zum Beispiel angesichts leerer Regale im Supermarkt oder hoher Preise an der Tankstelle. In den Mittelpunkt seines Vortrags stellte der Mediziner die existentiell wichtige Fähigkeit von Menschen, sich der eigenen Verwundbarkeit bewusst zu sein, und ihre notwendige Befähigung zur Resilienz, also zum Vermögen, schwierige Lebenssituationen wie Krisen oder Katastrophen ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu überstehen. Auch das humanitäre Völkerrecht sei vulnerabel: „Wie schützt man das humanitäre Völkerrecht in einer vom Krieg zerstörten Gesellschaft?“, so seine Frage mit Blick auf die Kriege in der Ukraine oder in Israel bzw. den palästinensischen Gebieten.
Beim anschließenden Podiumsgespräch diskutierten Dr. Bernhard Frevel, Professor an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen und seit letztem Freitag Konventionsbeauftragter des DRK-Kreisverbandes Münster, Colonel Dr. Wynand Korterink und der Landeskonventionsbeauftragte des DRK-Landesverbandes Westfalen-Lippe, Dr. Moritz Koch, miteinander und mit den Gästen im Saal. Resultate des Austausches: Menschen stärken ihre Widerstandsfähigkeit, indem sie Vorsorge für den Ernstfall treffen, sich ihre Verwundbarkeit bewusst machen und sich vor diesem Hintergrund den hohen Wert eines Miteinanders in der Gesellschaft vor Augen führen. Familien, Einrichtungen der frühkindlichen Bildung und Schulen sollten diese Erkenntnisse so früh wie möglich an Kinder vermitteln.