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Kältebus-Team hilft Menschen in Not

Das Pilotprojekt war erfolgreich. Nun soll es etabliert werden – bei extremer Kälte und auch bei lebensbedrohlicher Hitze

„Das schmeckt gut“, sagt ein Mann zwischen zwei Löffeln dampfender und duftender Erbsensuppe. Er steht am Rande des Hauptbahnhofes, gleich neben dem Kältebus des DRK. Von dessen ehrenamtlichen Mitarbeitenden ist er eingeladen worden zum Essen. So wie sein Kumpel, der kaum laufen kann, an Krücken geht und nun auch hier steht und begeistert seine Suppe isst. „Lecker“, schwärmt nun auch er. Doch es scheint gar nicht nur die Suppe zu sein, die den beiden warm werden lässt. Standen sie eben noch gebeugt und mit gesenkten Häuptern am Hinterausgang des Bahnhofs, wirken sie jetzt wacher, lebendiger, unterhalten sich angeregt mit den DRK-Mitarbeitenden. Die persönliche Ansprache, des respektvolle Gespräch wirken hier mindestens genauso wärmend wie die heiße Suppe.

Sich um bedürftige Menschen zu kümmern, sich aus vollem Herzen ihrer anzunehmen, das sei Kernaufgabe des Roten Kreuzes, erklärt Dr. Hasan Sürgit, Vorsitzender des Landesverbandes des DRK, der dem Pilotprojekt heute einen Besuch abstattet. „In fünf Städten haben wir in diesem Winter Angebote gestartet. Als Landesverband haben wir alle Projekte eng begleitet und unterstützt.“ Dabei gehe es nicht nur darum, Obdachlose mit warmem Essen und Kleidung zu versorgen. „Uns ist auch die soziale Betreuung wichtig, ein offenes Ohr für die Menschen zu haben.   Es ist als Rotes Kreuz unsere ureigene Aufgabe, Menschen in ihrer Not beizustehen.“

Resümee fällt positiv aus

Noch ein paar Minuten zuvor ist das Team den Bahnhof abgelaufen, hat aktiv Menschen gesucht, die Hilfe benötigen. Doch es hat auch gedauert, bis sie überhaupt jene gefunden haben, die sie im Sinn haben. An der vorherigen Station, die der Kältebus an diesem Abend angefahren hat, habe man gar keinen angetroffen, berichten die Mitarbeitenden. „Es reicht aber, wenn wir an einem Abend einer Person wirklich helfen können. Der Erfolg bemisst sich nicht an der Anzahl derer, denen wir Hilfe leisten können“, sagt Dr. Hasan Sürgit und freut sich sichtlich, dass es heute zwei Männern schmeckt. Tatsächlich kommen nun sogar noch ein paar hinzu. Bald schon ist eine angeregte Gesprächsrunde entstanden, plaudert man bei einem Heißgetränk über das Leben.

Das Pilotprojekt endet nun vorerst. Nun will man die Erfahrungen sammeln und austauschen. Das Resümee beim DRK in Gelsenkirchen fällt gut aus. Christian Deinert. Vorstandsvorsitzender, ist froh, teilgenommen zu haben. „Alles, was neu ist, war bislang immer gut für uns.“ Er sieht auch einen ganz anderen Aspekt, nicht nur den der Hilfe für Bedürftige. „Es ist auch ein schönes Angebot für Menschen, die sich im Wohlfahrtsbereich ehrenamtlich engagieren wollen.“

DRK Gelsenkirchen bringt alle Kompetenzen ein

Dabei kann das DRK Gelsenkirchen viele Kompetenzen einbringen. Das beginnt mit dem gut ausgestatteten Fahrzeug, mit warmer Kleidung aus den Kleiderläden, mit solider Infrastruktur zum Transport heißer Speisen. „Wir haben auch mobile Gefrierschränke, damit können wir im Sommer Wassereis zu den Menschen bringen“, sagt DRK-Geschäftsführer Johannes Heinrich. Tatsächlich nämlich soll das rund 15-köpfige Team bei Hitze wieder ausrücken. Denn auch dann bräuchten Obdachlose mitunter Hilfe.

Jene, die seit einigen Wochen abends die Stadt „bestreifen“ und schauen, ob jemand Hilfe benötigt, sind von ihren Erfahrungen durchaus berührt. „Ich finde allgemein, dass die Menschen herzlich sind und dankbar. Sie fragen oft, wann wir wieder da sind“, sagt Katrin Dünker. Und Ulrich Rönne denkt noch häufig an die Begegnung mit einem Paar zurück, dem am nächsten Tag die Zwangsräumung bevorstand. „Der Mann saß im Rollstuhl, hatte ein Bein amputiert. Er sagte zu mir, die Obdachlosigkeit werde er nicht überleben.“

Die ehrenamtlich Helfenden erleben eine Menge. Sie erfahren, dass sie manchmal viel bewirken können – und manchmal eben auch nicht. Aber sie können da sein für die Menschen. Und das wollen sie weiterhin, als Besatzung des Kälte- und Hitzebusses des DRK in Gelsenkirchen. DRK-Kreisverband Gelsenkirchen; Fotos: Thomas Schmidtke